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Bandscheibenvorfall
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Bandscheibenvorfall - Symptome und Behandlung

Bei Rückenschmerzen fällt der Verdacht nicht selten auf einen Bandscheibenvorfall. Tatsächlich bekommen etwa 1-5% aller Menschen in ihrem Leben Kreuzschmerzen, die von einem Bandscheibenvorfall ausgelöst werden. Ab der Altersgruppe 30+ nimmt das Risiko stark zu, zudem sind Bandscheibenprobleme bei Männern doppelt so häufig wie bei Frauen.


Die Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbelkörpern der Rückenwirbel in der Wirbelsäule. Sie bestehen aus einer Hülle (Knorpelfaser) und einem Kern (Gallertkern) und ihre Aufgabe ist es, als Stoßdämpfer für die Wirbelsäule zu fungieren. Die Bandscheibe federt Druck ab und unterstützt die Wirbelsäule, um Flexibilität zu gewährleisten. Tritt die Bandscheibe zwischen den Wirbeln hervor, wird in der Medizin von einem Vorfall gesprochen. Bei Bandscheibenvorfällen ist es wichtig zu bemerken, dass nicht jeder Vorfall mit Schmerzen verbunden ist. Der Schmerz entsteht erst, wenn die vorgewölbte Bandscheibe auf die Nervenenden drückt.

Achtung: Dieser Artikel dient lediglich der Information, er ersetzt keinen Arztbesuch und ist nicht zur Diagnose geeignet.

Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka

Zuletzt bearbeitet am 21.03.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)

Inhaltsverzeichnis
  • Symptome und Varianten
  • Pflege und Behandlung
  • Besonderheiten
  • FAQ
Symptome und Varianten

Wie sehen Symptome und Verlauf von Bandscheibenvorfällen aus?

Mann mit Rückenschmerzen

Die Bandscheiben haben keine eigene Blutversorgung, weshalb sie Blut durch stetigen Wechsel von Belastung und Entlastung aufsaugen. Dabei kann es vorkommen, dass die Bandscheibe nicht ausreichend versorgt wird und der wässrige Kern austrocknet. Er wird härter und die Hülle verliert an Elastizität. Dies führt dazu, dass die Faserhülle schneller Verschleißerscheinungen aufweist, bzw. sie degeneriert. Wenn der Kern nun gegen die degenerierten Stellen der Hülle drückt, kann es passieren, dass die Bandscheibe nach außen aufwölbt und Bandscheibengewebe austritt. Wenn die Bandscheibe nach außen gewölbt ist, spricht man von einer Bandscheibenprotrusion. Wenn der Kern die Hülle komplett durchbricht, bezeichnet man dies als Diskushernie. Dabei wird zudem noch unterschieden, ob das Gewebe weiterhin Verbindung zur Wirbelsäule aufweist. Ist dies der Fall, spricht man in der Medizin von einer Extrusion. Sollte die Bandscheibe keine direkte Verbindung zu Wirbelsäule mehr haben, wird von einem sequestrierten Bandscheibenvorfall gesprochen. Der Schmerz entsteht dabei dadurch, dass das Bandscheibengewebe auf die Nervenenden drückt. Die Einteilung der Bandscheibenvorfälle sagt dabei wenig über die Beschwerden und die Schwere des Bandscheibenvorfalles aus, sie ist jedoch für die weitere Behandlung von Bedeutung.


Bandscheibenvorfälle verlaufen sehr unterschiedlich. Der Schmerz kann plötzlich einsetzen und schnell wieder verschwinden oder periodisch auftreten. Da die Lendenwirbelsäule höhere Belastungen trägt, als die Hals- und Brustwirbelsäule, treten 90% der Bandscheibenvorfälle in den Lendenwirbeln auf. Bei einem Bandscheibenvorfall im Lendenbereich kommt es häufig vor, dass das ausgetretene Bandscheibengewebe auf den Ischiasnerv drückt. Dies kann dazu führen, dass der Schmerz in die Beine, sogar bis in die Füße ausstrahlt. Wenn der Bandscheibenvorfall im Halsbereich auftritt, können die Schmerzen in die Arme und Hände ausstrahlen. Des Weiteren können Bandscheibenvorfälle zu Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen führen, dies ist jedoch eher selten und spricht dafür, dass es möglicherweise zu einem Nervenschaden gekommen ist. Außerdem führt ein Bandscheibenvorfall in der Regel zu einer Bewegungseinschränkung.


Sind durch den Bandscheibenvorfall auch Blasen- und Darmfunktion gestört, wird von einem „Kaudasyndrom“ gesprochen. Dies ist ein medizinischer Notfall und es wird die sofortige Behandlung empfohlen.

Pflege und Behandlung

Wie sehen Behandlung und Therapie bei Bandscheibenvorfällen aus?

Arzt mit einer Krawatte

Bei der Behandlung ist es wichtig, den Typ des Bandscheibenvorfalles herauszufinden. Dies geschieht einerseits mit Hilfe diverser körperlicher Untersuchungen, andererseits werden Provokationstests durchgeführt, um die Lokalisation des Schmerzes und seinen Verlauf festzustellen. Zudem wird die Arm- und Beinmuskulatur auf Kraftminderung und Berührungsempfindlichkeit untersucht. Abschließend kann mittels eines MRT eine Diagnose gestellt werden. Jedoch sind Ärzte häufig zurückhaltend, was bildgebende Maßnahmen angeht, da sie Befunde aufweisen können, die nicht mit den Kreuzschmerzen in Verbindung stehen und dadurch das Risiko einer Fehldiagnose und einhergehenden unnötigen Behandlungen, ansteigt.


In 80-90% der Fälle lassen die Schmerzen innerhalb von sechs Wochen durch eine konservative, das heißt medikamentöse, Therapie nach. Es wird vermutet, dass der Körper das verlagerte Gewebe selbstständig beseitigt. Halten die Schmerzen länger als sechs Wochen an, wird es als unwahrscheinlich betrachtet, dass sie ohne Operation verschwinden.

Eine Schmerzmitteltherapie muss vom Arzt begleitet werden. Medikamente der NSAR Gruppe (z.B. Ibuprofen, Diclofenac, usw.) zeigen dabei gute Wirkung. Zusätzlich können bei Verspannungen auch muskelentspannende Mittel eingenommen werden. Bei fehlender Besserung können Schmerzmittel und Entzündungshemmer auch direkt in die Nervenwurzel injiziert werden (Periradikuläre Therapie/PRT). Dabei ist umstritten, ob die PRT helfen kann, eine Operation zu vermeiden. Wenn sich chronische Schmerzen entwickeln, wird eine multimodale Therapie mit Schmerzexperten empfohlen.

Beige Wirbelsäule


In einigen Fällen ist die Operation die erste Behandlungsalternative. Sollte die Bandscheibe Druck auf das Rückenmark oder seine Ausläufer ausüben, kann dies ein Anzeichen für eine Querschnittslähmung sein. Zudem wird eine Operation empfohlen, wenn die Muskeln akut auftretende Lähmungserscheinungen und Kraftminderung aufzeigen.

In Fällen, in denen sich die Schmerzen bei einer konservativen Therapie nicht ausreichend bessern, die Symptomatik und Befunde jedoch zueinander passen, wird eine Operation empfohlen. Jedoch ist diese nicht zwingend notwendig. Eine frühzeitige OP weist allerdings einige Vorteile auf, da bei vielen Patienten die Schmerzen schneller vergehen, zudem weist eine Operation bessere Heilungschancen bei Patienten mit Beinbeschwerden auf.

Besonderheiten

Bettruhe bei Bandscheibenvorfall?

Die Annahme, dass bei Bandscheibenvorfällen Bettruhe hilft, gilt heutzutage in Medizinerkreisen als veraltet. Stattdessen wird empfohlen, so schnell wie möglich wieder in den Alltag einzutreten, da Bewegung den Bandscheiben nicht schadet und man somit einem Schonungsverhalten der Muskeln vorbeugt. Zudem wird empfohlen, die betroffene Region zu wärmen, da dies den Heilungsverlauf fördert.

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FAQ

Häufige Fragen zum Thema Bandscheibenvorfall

Wann spricht man von einem Bandscheibenvorfall?

Von Bandscheibenvorfällen spricht man, wenn die Bandscheibe aufgrund von Verschleißerscheinungen eine Degeneration aufweist, sich Bandscheibengewebe löst und aus der Wirbelsäule austritt. Schmerzen entstehen, weil das ausgetretene Gewebe auf die Nervenwurzeln drückt.

Wie entstehen Bandscheibenvorfälle?

Bandscheibenvorfälle treten durch Belastung der Wirbelsäule auf. Sie können durch Unfälle auftreten, sind jedoch in den meisten Fällen eine Folge von Verschleißerscheinungen. Die Bandscheiben wirken als Stoßdämpfer für die Wirbelsäule, um Flexibilität und Elastizität zu gewährleisten, jedoch haben sie keine eigene konstante Blutversorgung, was dazu führen kann, dass sie mit zunehmendem Alter austrocknen und verhärten, was einen Bandscheibenvorfall auslösen kann.

Wie viele Menschen leiden an Bandscheibenvorfällen?

Eine genaue Prognose über die Verbreitung von Bandscheibenvorfällen ist sehr schwer zu treffen. Circa 1-5% aller Menschen in ihrem Leben Kreuzschmerzen, die von einem Bandscheibenvorfall abstammen. Gleichzeitig verursacht jedoch nicht jeder Bandscheibenvorfall Schmerzen, weswegen die genaue Anzahl an Bandscheibenvorfällen um einiges höher ausfällt, da viele Befunde nicht erkannt werden.

Sind Bandscheibenvorfälle behandelbar?

Ja, Bandscheibenvorfälle sind gut behandelbar. Der Großteil aller Bandscheibenvorfälle lässt sich durch eine konservative Therapie, die sich um Schmerzmedikation, Entzündungshemmer, Wärmetherapie und Bewegung dreht, innerhalb der ersten sechs Wochen behandeln. Sollte der Bandscheibenvorfall jedoch länger als sechs Wochen anhalten, besteht die Möglichkeit, mittels mikrochirurgischen Verfahrens, bzw. einer Endoskopie, den Bandscheibenvorfall auch operativ zu entfernen und z.B. durch eine künstliche Bandscheibe zu ersetzen.

Kann man Bandscheibenvorfälle vorbeugen?

Bandscheibenvorfälle lassen sich durch eine ergonomisch rückengerechte Gestaltung des Umfeldes, z.B. durch ergonomische Stühle, höhenverstellbare Tische, usw. vorbeugen. Außerdem hilft es, wenn man einen gesunden Lebensstil führt, sein Gewicht im Normalbereich hält, seine Rückenmuskulatur stärkt und sich viel bewegt.


Prof. Dr. Martin Przewloka PortraitProf. Dr. Martin Przewloka
Über den Autor:

Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.

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