Die Schwerhörigkeit, medizinisch auch Hypakusis genannt, wird als Einschränkung des Hörvermögens definiert. Sie beinhaltet unterschiedliche Stadien, die von einer geringfügigen Beeinträchtigung bis hin zu einem vollständigen Hörverlust reichen. Weltweit sind über 300 Millionen Menschen jeder Altersgruppe von dieser Krankheit betroffen. In Deutschland trifft sie am meisten als Lärmschwerhörigkeit und Altersschwerhörigkeit auf. Zudem ist durchschnittlich eines von 440 Neugeborenen davon betroffen.
Schwerhörigkeit kann verschiedene Ursachen haben und in verschiedenen Formen auftreten. So kann sie chronisch oder akut als Folge einer Erkrankung oder übermäßiger Lärmbelastung erfolgen und als eine Folge der Alterserscheinung auftreten. Bei allen dieser Ursachen ist die frühe Diagnose entscheidend, da sie zu einer erfolgreichen Therapie mittels Hörhilfen oder sogar Operationen bei schweren Stadien führt. Zudem beeinflusst die Krankheit das Sprechvermögen und kann das Zurechtkommen innerhalb der Gesellschaft erschweren. Aus diesem Grund sind eine frühe Diagnose und eine passende Behandlung essentiell.
Achtung: Dieser Artikel dient lediglich der Information, er ersetzt keinen Arztbesuch und ist nicht zur Diagnose geeignet.
Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka
Zuletzt bearbeitet am 2.02.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)
Die Schwerhörigkeit kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Die Gemeinsamkeit dieser Faktoren ist, dass sie den Ablauf des Hörens im Ohr oder in den Nervenbahnen des Gehirns stören. Dies kann z.B. aufgrund eines Schadens in der Halswirbelsäule, aber auch durch einen dicken Ohrschmalzpfropf geschehen. Ärzte unterscheiden hierbei in:
Die Schalleitungsschwerhörigkeit kommt meist akut vor, während 70% aller chronisch Schwerhörigen von Schallempfindungsschwerhörigkeit betroffen sind. In manchen Fällen kann die Schalleitungsschwerhörigkeit auch mit der Schallempfindungsschwerhörigkeit einhergehen.
Abhängig vom betroffenen Bereich des Ohres, können verschiedenartige Symptome aufgezeigt werden. So kann beispielsweise ein Betroffener mit einer Erkrankung im Innenohrbereich unter Schwindelanfällen und Gleichgewichtsstörungen leiden, während diese Symptome bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit nur bedingt auftreten. Erste Symptome, bei denen ein HNO Arzt aufgesucht werden sollte, sind folgende:
Die Behandlung einer Schwerhörigkeit ist je nach Erkrankungsart verschieden. Um die Ursachen der Schwerhörigkeit zu ermitteln und eine angemessene Behandlung durchführen zu können, ist der Besuch beim Arzt zwingend notwendig.
Eine Behandlung der Schallleitungsstörung, die im Außen- und Mittelohr entsteht, führt oft zur Heilung. Je nach Ursache stehen dem Betroffenen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise die Entfernung von Fremdkörpern sowie Ohrschmalzpfröpfen, medikamentöse Behandlung der dazu führenden Krankheit oder auch operative Einsätze (Tympanoplastik) zur Behandlung von Otosklerose, Knocheneiterung und weiteren Mittelohrstörungen.
Bei Schallempfindungsstörungen findet keine vollkommene Heilung statt, da das Innenohr meist bleibend geschädigt ist. Betroffenen stehen jedoch Hörhilfen wie z.B. Hörgeräte und Hörprothesen zur Verfügung, die das Hör- und Sprechverstehen in einem gewissen Ausmaß verbessern können. Zudem sind begleitende Maßnahmen vorhanden, die dem Betroffenen innerhalb der Situation helfen. Diese können als folgende zusammengefasst werden:
Das Hören hilft nicht nur, die Geräusche und Töne der Umwelt wahrzunehmen, sondern ermöglicht im gleichen Maße Orientierung und somit das Zurechtkommen in der Umwelt. Zudem beeinflussen Töne auch den Gemütszustand. So können verschiedene Geräusche Personen beruhigen oder warnen. Eine Beeinträchtigung des Hörens führt zu einem Ausschluss, oder zumindest zu einer erschwerten Teilnahme in der Gesellschaft, zu Orientierungsproblemen sowie zu Verunsicherung. Daher kann diese Krankheit den Betroffenen massiv belasten. In manchen Fällen fällt es den Betroffenen schwer, die Krankheit selber zu ermitteln und anzuerkennen. Deswegen ist es für Angehörige wichtig, die betroffene Person auf das Problem anzusprechen. Ein Besuch beim Arzt schafft Klarheit.
Die Aufgaben der Angehörigen enden jedoch nicht nach dem Arztbesuch. Es ist wichtig, dass alle Angehörigen weiterhin Geduld, Verständnis und Disziplin aufbringen, um die betroffene Person in die Gesellschaft einzubinden und ihn zu entlasten. Hierfür sollten die Angehörigen mit kurzen Sätzen verständlich und mithilfe Mimik und Gestik sprechen, damit das Verständnis erleichtert wird. Zudem können beim Sprechen die Nebengeräusche, wie z.B. Fernseher, Radio usw., unterdrückt oder Gespräche innerhalb einer Gruppe für den Betroffenen zusammengefasst werden.
Hörstörungen werden nach ihren Ursachen und nach dem beeinträchtigten Ohranteil unterschieden. Hierbei gibt es zwei Klassifikationen.
Schalleitungsschwerhörigkeit: Hierbei sind Außen- und Mittelohr beeinträchtigt. Dies kann entweder von Fremdkörpern oder Entzündungen abhängen. Diese Art von Störungen sind heilbar.
Schallempfindungsschwerhörigkeit: Bei dieser Art handelt es sich um Erkrankungen in den Hörzellen, im Innenohr und Gehirn. Diese Störung ist meist nicht heilbar, jedoch kann das Hör- und Sprechverstehen mittels Hörhilfen verbessert werden.
Abhängig von der Störung und Erkrankung sowie des beeinträchtigten Ohranteils können verschiedenartige Symptome auftauchen. Es sind jedoch Angaben zu ersten Anzeichen vorhanden, womit die Schwerhörigkeit ermittelt werden kann. Diese sind folgende:
o Schnelle Erschöpfung durch das Hören
o Überhören von Alltagsgeräuschen im Haushalt oder der Natur
o Schlechteres Verstehen des Gesagten von Mitmenschen, das Gefühl, dass diese nuscheln und häufiges Nachfragen nach Gesagtem.
o Verminderung des Hörverstehens, sowie Ausgrenzung vom Gesprächsthema
o Der Fernseher oder das Radio wird lauter gestellt
Die Ursachen sind unterschiedlich. Es kann von Fremdkörpern und Ohrschmalzpfropf bis hin zu Wirbelsäule- und Schädelverletzungen reichen. Die genauen Ursachen können vom HNO-Arzt ermittelt werden.
Je nachdem, welcher Teil des Ohres betroffen ist, kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht. Bei Störungen und Erkrankungen im Außen- und Mittelohr führen vereinfachte Maßnahmen wie z.B. Entfernung der Fremdkörper, medikamentöse Behandlung und Tympanoplastik zur Heilung, während bei Innenohr-, Hörzellen- und Gehirnerkrankungen keine vollkommene Heilung stattfindet. Hierbei stehen jedoch Betroffenen Hörgeräte und Prothesen sowie begleitende Maßnahmen wie z.B. Hör-Training oder logopädische Betreuung zur Verfügung, die wiederum das Hör- und Sprechverstehen verbessern können.
Jede Altersgruppe ist davon betroffen. Das Risiko steigt jedoch ab dem 50. Lebensjahr.
Von Gehörlosigkeit wird nur dann gesprochen, wenn das Hörvermögen soweit geschädigt ist, dass Betroffene trotz Hörhilfen nur kaum verwertbare Höreindrücke wahrnehmen, während die Schwerhörigkeit mit der Einschränkung des Hörvermögens definiert wird.
Spezielle Maßnahmen gibt es nicht. Es ist jedoch von Vorteil, wenn die Ohren nicht zu lauten Geräuschen und Tönen ausgesetzt werden. So kann der Einsatz von Ohrstöpsel bei einem Konzertbesuch sinnvoll sein.
Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.