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Beschäftigung bei Demenz
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Beschäftigung und Aktivierung von Demenzkranken

Demenz ist ein Übergriff für Erkrankungen, die die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen beeinträchtigen. Je nachdem wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, verändert sich das Leben und die Persönlichkeit der Erkrankten. Beschäftigungen, die die Erkrankten einmal mit viel Freude ausgeübt haben, sind nicht mehr möglich oder das Interesse daran ist verloren gegangen. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten Demenzkranke zu beschäftigen und zu aktivieren, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten. Es ist wichtig den Erkrankten auch trotz ihrer Krankheit weiterhin Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben, damit Körper und Geist nicht aus der Übung geraten. Demenz lässt sich zwar nicht heilen, mit den nötigen Medikamenten und der richtigen Aktivierung lässt sich die Krankheit jedoch im Verlauf verzögern. Ein Leben mit Demenz ist anders – aber lebenswert!

Autor: Prof. Dr. Martin Przewloka

Zuletzt bearbeitet am 26.01.2023 von: Bettina Morich (Redakteurin)

Inhaltsverzeichnis
  • Beginn der Erkrankung
  • Beschäftigungsarten
  • Beschäftigung zuhause
  • 4 Beschäftigungstipps
  • FAQ
Beginn der Erkrankung

Beschäftigung von Demenzkranken im Anfangsstadium

Beschäftigung bei Demenzkranken im Anfangsstudium

Am Anfang der Erkrankung merken die Betroffenen noch, dass sie vergesslicher werden und dass die Dinge nicht mehr so wie früher funktionieren. In dieser Phase versuchen die Erkrankten sich gegen die Krankheit zu wehren. Sie haben Angst und schämen sich. Die einen verhalten sich aggressiv, die anderen ziehen sich ganz in sich zurück. Betroffene sind nun nicht nur bei Körperpflege und Alltagsstrukturierung auf Hilfe angewiesen. Auch beim Thema Beschäftigung und Aktivierung brauchen Sie häufig Anstöße von außen. Dies ist wichtig, damit Körper und Geist weiter beansprucht und trainiert werden. So kann die Demenz im Verlauf hinausgezögert werden. Auch für die Seele der Erkrankten ist es wichtig, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sich mit ihnen zu beschäftigen.

Beschäftigungsarten

Was sind gute Beschäftigungen bei Demenz?

Tanz als Beschäftigung bei Demenkranken


Es gibt viele Beschäftigungsmöglichkeiten für Demenzkranke. Diese unterscheiden sich gar nicht so sehr, von denen gesunder Menschen. Oft kann die Beschäftigung auch mit Gedächtnisübungen oder körperlicher Aktivität verbunden werden. Als Beschäftigung bei Demenz bietet sich unter anderem an:


  • Biographiearbeit
  • Lieder singen
  • Musik hören oder tanzen
  • Erinnerungsarbeit
  • Gartenarbeiten
  • Gymnastikübungen
  • Spiele spielen


Eine Demenzerkrankung verändert jeden, aber nicht jeder Erkrankte ist gleich. So einzigartig die Personen vor dem Ausbruch ihrer Krankheit waren, so sind sie es auch noch danach. Oft verstärken sich die Persönlichkeiten der Betroffenen durch die Demenz noch. Deshalb müssen auch die Beschäftigungsmöglichkeiten nach den Interessen und Fähigkeiten der Demenzerkrankten ausgewählt werden.


Vergesslichkeit ist eines der Hauptsymptome von Demenz. Die Betroffenen vergessen nicht nur, wo sie zum Beispiel ihre Brille haben liegen lassen. In manchen Fällen und gerade im fortgeschrittenen Stadium erkennen Betroffene sogar ihre eigenen Kinder nicht wieder. Sie können sich an wichtige Teile ihres Lebens nicht mehr erinnern. Meist betrifft dies jedoch nur spätere Lebensphasen. An frühere Erfahrungen, die sie zum Beispiel als junge Erwachsene oder in der Kindheit gemacht haben, haben die Betroffenen oft noch gute Erinnerungen.


Deshalb ist Biographiearbeit ein beliebtes Mittel, um mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Sprechen Sie die Demenzkranken auf ihre früheren Hobbys an, auf ihre ehemaligen Berufe oder fragen Sie sie nach deren Kindern bzw. nennen Sie deren Namen. Passende Gesprächsthemen sind zum Beispiel auch die Schulzeit der Betroffenen, deren Hochzeit, die Kindererziehung oder, wie man früher Aufgaben im Haushalt erledigt hat. Oft berichten Demenzkranke gerne von früher und ein paar Stichworte reichen, um sie zum Erzählen zu bewegen.


Auch an Lieder und Sprichwörter können sich Demenzkranke oft erstaunlich gut erinnern. Selbst wenn sie ansonsten kaum mehr reden oder vieles vergessen haben, kann man ihnen ganze Liedtexte entlocken, indem man ihnen wenige Zeilen vorsagt oder -singt. Gibt man ihnen erste Worte eines Sprichwortes vor, können sie diese oft mühelos zu Ende sprechen. Dies macht beiden Seiten Spaß und gibt den Demenzkranken das gute Gefühl, nicht alles vergessen zu haben. Zudem dienen diese Übungen auch als Gedächtnistraining.


Musik ist generell ein großartiges Mittel, um Demenzkranke zu aktivieren. Singen Sie mit Betroffenen alte Volks- und Schlagerlieder oder spielen Sie sie ihnen vor. Schnell werden sie mitsingen, mitklatschen oder anfangen, sich zur Musik zu bewegen. Dies sorgt bei allen Beteiligten für gute Stimmung.


Musik machen bei DemenzerkrankungManche Demenzkranke haben einen gesteigerten Bewegungsdrang, andere sind eher depressiv und unmotiviert und würden sich ohne Ansprache durch Angehörige oder pflegende Personen gar nicht mehr bewegen. Aber Bewegung ist wichtig, um den Körper fit zu halten. Gehen Sie mit den Demenzkranken spazieren oder in den Garten. Dort können diese auch leichte Gartenarbeiten übernehmen, wie zum Beispiel das Gießen von Pflanzen. Auch Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder nicht mehr so lange stehen können, haben viele Möglichkeiten sich zu bewegen. Sie können zum Beispiel Gymnastikübungen mit Oberkörper und Armen machen. Unter den Stichworten Sitztanz und Sitzgymnastik finden Sie im Internet allerlei Anleitungen und Vorschläge. Auch Ball- und Bewegungsspiele lassen sich im Rollstuhl oder sitzend am Tisch ausführen. Nehmen Sie zum Beispiel einen Luftballon und werfen Sie sich diesen gegenseitig zu. So lassen sich sogar Demenzkranke aktivieren, die sonst sehr abwesend wirken und in ihrer eigenen Welt zu leben scheinen. Oft macht dies den Betroffenen viel Freude.


Beschäftigung zuhause

Beschäftigung bei Demenzkranken und Maßnahmen für Zuhause


Maßnahmen zu Hause bei Demenzerkrankung Einfache Spiele, die man meist zuhause hat, z.B. Mensch-ärgere-dich-nicht, können sich ebenfalls dazu eignen, mit Betroffenen in Kontakt zu kommen. Zudem gibt es extra Spiele für Seniorinnen und Senioren, wie zum Beispiel ein Memory mit weniger und dafür größeren Karten. Auch für an Demenz erkrankte Personen gibt es spezielle Spielsachen. Schauen Sie sich einmal im Internet danach um. Diese bieten sich auch für Personen mit fortgeschrittener Demenz an, die viel nesteln. Dies bedeutet, dass sie unruhig mit ihren Fingern Dinge suchen und betasten. Sie räumen Schubladen aus oder befühlen stundenlang den Tisch, an dem sie sitzen. Beschäftigungsspielzeuge kann man kaufen, aber auch ganz leicht selbst machen. Dazu eignen sich verschiedene Stoffe, Knöpfe oder einfache Alltagsgegenstände wie Kochlöffel. Hauptsache die Erkrankten haben etwas in der Hand, mit dem sie sich beschäftigen können. Auch Hausarbeiten wie das Zusammenfalten von Wäsche, können den Bewegungsdrang der Betroffenen stillen.

Ansonsten bieten kreative Arbeiten eine Beschäftigungsmöglichkeit. Man kann zum Beispiel mit den Betroffenen basteln oder sie zum Malen anregen. Mandala-Vorlagen und andere Ausmalbilder finden Sie kostenlos im Internet. Möchten Sie an frühere Hobby anknüpfen, die nicht mehr möglich sind, dann wandeln Sie diese einfach ab. Jemand, der früher gerne gewerkt hat, sortiert vielleicht gerne Werkzeuge in den Werkzeugkasten ein.


Eine weitere Möglichkeit, um mit Demenzkranken in Kontakt zu kommen, ist das Vorlesen von Märchen oder anderen Geschichten sowie das Anschauen von Bildbänden und Fotoalben. Auch alte Filme oder Tierfilme schauen Betroffene gerne. Tiere sind generell oft sehr beliebt bei Demenzkranken und können Erstaunliches bewirken. Wenn Sie selbst oder Bekannte von Ihnen Tiere haben, bringen Sie sie, sofern möglich und sinnvoll, mit den Betroffenen in Kontakt. Wenn die betroffene Person beispielsweise früher einen Hund hatte, wird sie sich unter Umständen über den Besuch eins solchen freuen. Bei Demenzkranken werden so Erinnerungen von früher wachgerufen, sie fangen an zu lachen oder zu erzählen.


Die Kommunikation mit Demenzkranken ist nicht immer einfach, ein normaler Umgang fällt oft schwer. Hören Sie den Betroffenen zu, auch wenn Sie nicht alles verstehen, was diese sagen. Korrigieren Sie sie nicht, wenn sie etwas „Falsches“ sagen. Versuchen Sie die Betroffenen mit ihren Einschränkungen zu verstehen und nehmen Sie sie ernst. Benutzen Sie einfache Sprache, behandeln Sie Betroffene aber nicht wie Kinder. Wissen über die Krankheit erleichtert den Umgang mit Erkrankten ungemein. Informieren können Sie sich zum Beispiel im 1A-Wegweiser, verschiedenen Beratungsstellen oder beim Bundesgesundheitsministerium

Wenn Sie Hilfe bei der Betreuung eines Demenzerkrankten brauchen, helfen wir Ihnen gerne weiter einen passenden Betreuer zu finden. Über unsere konstenlose Service-Hotline 0800 122 273 0 können Sie uns erreichen. Es entstehen keine Kosten für Sie, da wir über Beiträge von Pflegedienstleistern und Sanitätshäusern finanziert werden.


Das Wichtigste ist, dass Demenzkranke nicht der Krankheit und sich selbst überlassen werden und neben der nötigen Pflege auch Aktivierungs- und Beschäftigungsangebote bekommen. Dies sorgt dafür, dass Körper und Geist nicht verkümmern und sie weiterhin Spaß am Leben haben können.

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4 Beschäftigungstipps

4 Tipps zur Beschäftigung für Demenzkranke

Tipps für Beschäftigung bei Demenzkrankung

1. Stadium beachten. Bei der Wahl der Beschäftigungsmöglichkeit sollten Sie das Stadium der Demenzerkrankung beachten. Fragen Sie sich, welche Fähigkeiten noch vorhanden sind. Betroffene im Anfangsstadium müssen anders beschäftigt werden als bettlägerige Erkrankte.

2. Vorlieben berücksichtigen. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Vorlieben und Geschmäcker. Die einen singen für ihr Leben gern, mögen aber keine Hausarbeit. Andere genießen es, sich nützlich machen zu können und empfinden malen als Zeitverschwendung. Berücksichtigen Sie bei der Wahl der Beschäftigungsmöglichkeit die Vorlieben der Betroffenen, denn die Aktivierung soll vor allem eines: Spaß machen.

3. Verständnis entwickeln und Entscheidungen akzeptieren. Vielleicht möchten Betroffene eine Beschäftigung nicht, oder nicht mehr ausüben. Akzeptieren Sie dies und probieren Sie etwas anderes aus. Auch wenn Betroffene gar nicht beschäftigt werden wollen, ist dies in Ordnung.

4. Spaß haben und Entlastung finden. Bei den vorgeschlagenen Beschäftigungsmöglichkeiten geht es in erster Linie darum, dass es den Erkrankten besser geht und diese bei der Befriedigung ihrer veränderten Bedürfnisse unterstützt werden. Mit der richtigen Aktivierung und Auslastung der Betroffenen lässt sich die Aufgabe der Pflege viel einfacher stemmen. Es entstehen positive Momente, die die Beziehung zwischen Pflegepersonen und Betroffenen stärken und den anstrengenden Pflegealltag positiv beeinflussen.


FAQ

Häufig gestellte Fragen zu Demenz und Beschäftigungsmöglichkeiten

Was kann ich mit Demenzkranken machen? Wie kann ich sie beschäftigen?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Demenzkranke zu beschäftigen. Was Sie mit ihnen machen können hängt davon ab, was ihnen Spaß macht und was sie aufgrund ihrer Krankheit noch tun können. Erinnern Sie sich daran, was sie früher gerne gemacht haben. Haben die Betroffenen gerne Sport gemacht, werden sie wahrscheinlich auch mit Demenz Freude an Bewegung haben. Sie können dann zum Beispiel ihre Lieblingsmusik anmachen und Gymnastikübungen im Sitzen durchführen. Oder Sie geben den Erkrankten etwas zum Sortieren, Ausmalen oder gehen mit ihnen spazieren.

Was kann ich gegen übermäßigen Bewegungsdrang machen?

Körperliche Bewegung ist wichtig, um die Demenzkranken auszulasten. Gehen Sie mit ihnen spazieren oder lassen Sie sie einfache Tätigkeiten in Haus oder Garten erledigen. Weitere Empfehlungen bei übermäßig starkem Bewegungsdrang bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V..

Der an Demenz Erkrankte sitzt viel herum und lässt sich nicht aktivieren. Was kann ich tun?

Versuchen Sie nicht, die Betroffenen zu etwas zu zwingen worauf sie keine Lust haben, auch wenn Sie es gut meinen. Demenzkranke können zum Teil sehr wütend reagieren. Schlagen Sie ihm eine andere Tätigkeit vor und probieren Sie herum. Auch wenn der Erkrankte lieber fernsieht oder Ihnen bei etwas zuschaut, ist dies eine Art der Beschäftigung. Stellen Sie jedoch fest, dass Erkrankte nur noch abwesend zu sein scheinen und dabei unzufrieden und traurig wirken, sprechen Sie ihren Arzt auf die Situation an.

Was muss ich bei der Beschäftigung von Demenzkranken beachten?

Im Prinzip müssen Sie nur darauf achten, dass die Erkrankten Spaß an der Beschäftigung haben. Kümmern Sie sich bei körperlicher Betätigung darum, dass sie genug trinken. Demenzkranke verspüren oft kein Bedürfnis danach zu trinken oder vergessen es. Achten Sie auch darauf, dass sie sich nicht verletzen, wenn Sie zum Beispiel mit ihnen backen oder sie Werkzeug sortieren lassen.

Wieso soll ich Demenzkranke beschäftigen und aktivieren?

Die richtige Aktivierung führt bei an Demenz erkrankten Personen zu mehr Lebensfreude und Gesundheit. Sie sorgt dafür, dass Körper und Geist trainiert werden und die Krankheit weniger schnell voranschreitet. Auch die Pflegeperson kann durch die Beschäftigung der Erkrankten entlastet werden. Schöne Momente in der Beziehung zu den Pflegebedürftigen können entstehen.



Prof. Dr. Martin Przewloka PortraitProf. Dr. Martin Przewloka
Über den Autor:

Prof. Dr. Martin Przewloka hat im eigenen familiären Umfeld umfangreiche Erfahrungen mit dem Thema Pflege gesammelt und teilt sein Wissen über verschiedene Kanäle mit anderen pflegenden Angehörigen. Durch seinen Universitätsabschluss in Medizinischer Physik (Universität Kaiserslautern) versteht er zudem die gesundheitlichen Hintergründe der unterschiedlichen Erkrankungen und kann sich in die Lage der Pflegebedürftigen hineinversetzen.

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